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Wenn morgens um 8 Uhr die erste OP im Immanuel Krankenhaus Berlin am Standort Wannsee in der Abteilung für Obere Extremität, Hand- und Mikrochirurgie beginnt, haben Reinigung, OP- und Narkose-Pflege sowie die Zentrale Sterilgutversorgung längst dafür gesorgt, dass alles im OP-Saal bereit ist für den Eingriff. Narkose-Gerät und OP-Tisch, sterile Instrumente, bei Bedarf Ersatzteile und Prothesen und vieles mehr. Sechs Personen arbeiten während einer OP in der Regel zusammen: Operateurin, assistierender Arzt, OP-Pflege oder Operationstechnische Assistentin (OTA), eine weitere Pflegekraft als Springer, Anästhesieärztin und Anästhesiepflege.

Eingespieltes Team

Für die gute Zusammenarbeit sind alle Routineabläufe standardisiert. Chefarzt Dr. Georg Garanin entfernt ein Daumensattelgelenk, ihm gegenüber sitzt Assistenzärztin Dr. Carolin Börner, hält die Hand der Patientin fest, unterstützt jede Aktion. OTA Jenny Hahn reicht dem Operateur ohne Aufforderung zum richtigen Zeitpunkt das richtige Werkzeug. Ohne hinzusehen greift Garanin zu.

Bei der Ellenbogenarthroskopie im OP nebenan geht es Chefarzt Dr. Michael Berndsen ebenso. Springerin Juliane Wenzel steht bei der Rhizarthrose-OP am Bildschirm, dokumentiert den Verlauf und horcht auf jedes Wort, das am OP-Tisch gesprochen wird, um sofort reagieren zu können, wenn etwas benötigt wird. Hinter dem Abdecktuch liegt die Patientin. Oberhalb ihres Kopfes sitzt Anästhesieärztin Giulia Soldati und reguliert die Narkose, beobachtet am Monitor EKG, Blutdruck und Sauerstoffsättigung. Narkoseschwester Kathleen Scheffel besorgt bei Bedarf Medikamente und Zubehör.

Acht bis neun Eingriffe hintereinander betreut jedes Team pro Saal. Die Operateure wechseln gegebenenfalls je nach Eingriff, der Rest des Teams bleibt. Ist eine OP beendet, wird schnell aufgeräumt. Bevor OP- und Narkosepflege den nächsten Eingriff vorbereiten, macht die Reinigung alles sauber. Größter Stressfaktor ist der Zeitdruck. Bei den wöchentlichen OP-Planungsrunden werden alle Faktoren besprochen und Prozesse optimiert, damit die Schichten möglichst pünktlich enden. Welche speziellen Werkzeuge müssen für den Wechsel eines älteren Prothesenmodells beschafft werden, welche Instrumentensets rechtzeitig für welchen Eingriff steril vorliegen? Welche OP-Reihenfolge ist am sinnvollsten?

Ein OP-Team bei einer Operation im Operationssaal des Immanuel Krankenhauses Berlin am Standort Wannsee
Springerin Juliane Wenzel, Oberarzt Dr. Joachim Buschmann, Assistenzärztin Carolin Börner, OTA Jenny Hahn und Anästhesistin Giulia Soldati arbeiten Hand in Hand (von links)
Die Zeiten, in denen die Pflege nur Anweisungen befolgt, sind vorbei.

OP-Pflegeleitung Ulrich Schuster

Taktung und Nervennahrung

Jede Unvorhersehbarkeit, jede nicht eingearbeitete Leasingkraft, kann den engen Zeitplan verzögern. „Wir werten jeweils sehr ehrlich die vergangene Woche aus“, sagen die Chefärzte. Die Hierarchien sind flacher geworden, erfahrene Pflegekräfte können nicht nur jüngeren Ärztinnen und Ärzten Sicherheit geben. „Die Zeiten, in denen die Pflege nur Anweisungen befolgt, sind vorbei“, sagt OP-Pflegeleitung Ulrich Schuster. Im Gesamtgefüge wirkt er nach 40 Dienstjahren wie der Kitt. Er weiß, wer mit wem gut arbeiten kann, erstellt entsprechend Dienstpläne, löst die Pflege mit einem Kaffee ab, damit sie trotz der engen Taktung kurz mal Pause machen kann. Und er hat einen riesigen Süßigkeitenvorrat – frei zugänglich für jeden, der zwischendurch Nervennahrung braucht.

Bild oben: Der Erfolg einer OP hängt nicht zuletzt von einer eingespielten Vor- und Nachbereitung ab. Marko Hörle reinigt den OP-Saal

Zu Geschichten des Zusammenseins