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Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?

„An 365 Tagen im Jahr müssen weltweit die Frauenrechte als Menschenrechte gelebt werden und nicht nur an einem Tag im Jahr. Der große und kleine persönliche Einsatz gegen Diskriminierung, Unterdrückung, Ungleichheit und Gewalt und der Einsatz für die Menschenrechte muss täglich präsent sein und eingebracht werden.“

Alexandra Roth, Geschäftsführerin, Immanuel Diakonie Südthüringen

Alexandra Roth, Geschäftsführerin der Immanuel Diakonie Südthüringen im Portrait zum Weltfrauentag am 8. März

„Ich bin in der DDR mit dem Internationalen Frauentag groß geworden. Es gehörte dazu, den werktätigen Frauen zu danken, die meistens auch Mütter waren und Familie und Beruf ganz selbstverständlich unter einen Hut brachten. Nach der Wende machte ich meine Ausbildung zur Krankenschwester in (West-)Berlin und musste erkennen, dass sich dieses Lebensmodell dort gerade erst im Aufwind befand: Die Betreuungsstellen für Kinder öffneten nur bis mittags, die Männer verdienten selbstverständlich mehr als die Frauen, die Rollenverteilung war durch diese Strukturen festgelegt. Plötzlich machte der Weltfrauentag wieder sehr viel mehr Sinn für mich.“

Franka Voß, Stellvertr. Pflegedienstleiterin, Diakonie Hospiz Woltersdorf

Portrait Franka Voß, stellvertretende Pflegedienstleiterin, Diakonie Hospiz Woltersdorf, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg

„Es sollte eher eine Motivation für jeden Einzelnen sein, tagtäglich wertschätzend und respektvoll miteinander umzugehen.“

Katharina Neumann, Verwaltungsleiterin, Immanuel Klinik Rüdersdorf

Portrait Katharina Neumann, Verwaltungsleiterin Immanuel Klinik Rüdersdorf, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht?

„Ich fühle mich in meiner Tätigkeit absolut gleichberechtigt behandelt. Allerdings habe ich keine Kinder und habe immer Vollzeit gearbeitet. In meinen Augen haben wir aber in vielen Berufen erst dann Gleichberechtigung von Mann und Frau am Arbeitsplatz erreicht, wenn Frauen sich keinerlei Gedanken mehr darüber machen müssen, ob sie sich voll auf die Familie konzentrieren wollen, kinderlos bleiben möchten, oder Familie und Karriere kombinieren und jede dieser Alternativen problemlos und mit den gleichen Ansprüchen zu verwirklichen ist, wie sie Männern gewährt werden.“

Ute Kröplin, Organisatorische Leiterin, Albertinen Herz- und Gefäßzentrum

Portrait Ute Kröplin, Zentrumsleitung, Albertinen Herz- und Gefäßzentrum, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg

„Ich kenne nur die Situation der Gleichberechtigung im Beruf, was jedoch auch mit dem eigenem Auftreten und der persönlichen Haltung zu tun hat.“

Maike Sellentin, Pflegedirektorin, Evangelisches Amalie Sieveking Krankenhaus

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt?

„Als ich meinen Küchenmeister machte und dann einen Job als Küchenleitung in der Großverpflegung suchte, hatte ich keinerlei Chance. Erst über Umwege kam ich dann zum Ziel.“

Birga Reiff, Leiterin Speiseversorgung, Gesundheitscampus Volksdorf

Portrait Birga Reiff, Leiterin Speisenversorgung, Gesundheitscampus Volksdorf, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg

„Ich kann nur für mich sagen, dass man mir noch nie Steine in den Weg gelegt hat. Ich habe mich im Laufe des Lebens oft weitergebildet und hatte immer ein Ziel vor Augen. Ich habe diese gläserne Decke nie erlebt. Ich werde ab Juli eine Weiterbildung für Führungskräfte absolvieren. Von meinem Chef werde ich gefördert und wertgeschätzt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.“

Sabine Brunke, Pflegedienstleiterin, Feierabendhaus Volksdorf

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen?

„Meine Einschätzung dazu ist, dass Männer in Führungspositionen noch immer bevorzugt werden. Männer holen sich Männer in ihren Kreis. Weil es ihnen angenehmer ist. Sie verstehen sich besser untereinander. Sie sprechen dieselbe Sprache. Frauen wirken auf Männer manchmal kompliziert und anstrengend, nur weil sie anderer Meinung sind und dies auch kundtun.“

Katrin Danker, Stationsleiterin Stroke Unit, Albertinen Krankenhaus

„Obwohl in Krankenhäusern mehr Frauen als Männer arbeiten, sind die meisten Führungspositionen immer noch mit Männern besetzt. Ursachen sind hier sicher die stark hierarchisch organisierten Kliniken und die Vereinbarkeit von Job und Familie. Daher wechseln z.B. Ärztinnen oft ab Facharztlevel dann lieber in einem ambulanten Bereich und verzichten auf eine Karriere als Chefärztin. Das gilt natürlich auch für alle anderen Leitungsfunktionen wie Geschäftsführungen. Ein anderer Punkt sind die immer noch von Männern geprägten Netzwerke in vielen Branchen, über die man auf Jobs aufmerksam wird oder aktiv angesprochen wird. Hier hat sich viel verbessert seit ich ins Berufsleben eingestiegen bin.“

Verena Plocher, Geschäftsführerin, Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg 

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?

„Gleiche Bezahlung! Die Care-Arbeit in Familie und Freundeskreis muss sich besser verteilen, die Kinderbetreuung muss verlässlicher sein. Ich bin für eine Quotenregelung auf Führungsebene. Frauen müssen besser gefördert werden und Männer auch. Noch sind sie es, die in Politik und Wirtschaft die meisten Entscheidungen treffen. Ihr Weltbild darf sich weiten.“

Andrea Bogdan, Leiterin Personalentwicklung, Immanuel Albertinen Diakonie

„In den Pflegeberufen haben meiner Ansicht nach schon viele Frauen eine Leitung, aber die Ebene über der Pflegeleitung ist leider noch männerdominiert und somit der Prozess noch ausbaufähig und muss weiter angetrieben werden. Andersherum würde ich mir zum Ausgleich mehr Männer in den unteren Leitungsfunktionen wünschen. Auch das ist Gleichberechtigung.“

Karina Arlt, Pflegedienstleiterin stationäre Pflege, Residenz am Wiesenkamp

Was möchten Sie Frauen für das Berufsleben gern mit auf den Weg geben?

„Meine Botschaft an die Frauen: Seien Sie mutig, hartnäckig und lassen Sie sich nicht einschüchtern.“

Marion Rehm, Leiterin, Albertinen Akademie

„Steht auf eigenen Beinen, verdient euer eigenes Geld, gestaltet euer Leben neben Beruf und Familie so, dass Ihr immer alleine zurechtkommen würdet, seid selbstständig, habt eure eigene Meinung und traut sie euch auch zu sagen.“

Monique Siebensohn, Pflegedienstleiterin ambulanter Dienst, Residenz am Wiesenkamp

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„Mansplaining kommt breitflächig in der Gesellschaft vor“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Wenn ich nicht liebevolle Grüße von meinen Freundinnen per WhatsApp bekommen würde, hätte das für mich keine Bedeutung. Ich muss nicht darauf hingewiesen werden, dass Frauen großartige Geschöpfe sind. Ich hole mir meine Bestätigung aus mir selber und benötige kein ‚Klatschen‘ von außen. Wenn ich Blumen möchte, kaufe ich mir welche. 

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht?
Ich erlebe es immer wieder im Beruf, dass Männer meinen, sie müssen mir ‚die Welt erklären‘. Mansplaining kommt breitflächig in der Gesellschaft vor. Dabei habe ich einen analytischen Verstand, weitreichende Lebens- und Berufserfahrung und erkenne Zusammenhänge sehr schnell und präzise.

Katrin Danker, Stationsleiterin Stroke Unit, Neurologie und Neurologische Frührehabilitation, Albertinen Krankenhaus

Dennoch muss ich mir in Meetings - sicherlich gut gemeinte - Vorträge oder Ratschläge anhören und mich anschließend noch dafür bedanken. Dann fühle ich mich nicht gleichberechtigt, eher tritt das Gegenteil ein. Dann habe ich das Gefühl, meine vielfältigen Kompetenzen werden unterschätzt. Mich in einer männlichen Führungswelt zu behaupten und zu positionieren, kostet mich Kraft, Energie und manchmal auch meine Motivation. Gleichberechtigt fühle ich mich unter Frauen. Ich arbeite mit vielen unterschiedliche Frauen jeden Tag zusammen. Hier erlebe ich kein Konkurrenzdenken und ‚Löwengebrüll‘. Wir müssen uns nicht beweisen oder Ellenbogen ausfahren. Wir wissen, was wir können. Wir schätzen unsere Meinungen, auch wenn sie sehr unterschiedlich sein können. Unter Frauen sind wir alle gleichgestellt. Hier findet eine Kommunikation auf Augenhöhe statt. Um gegenseitigen Respekt und Loyalität muss nicht gekämpft werden, sie ist einfach da!

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt?
Ich möchte allgemein antworten, dass ich glaube, zahlreiche Talente der Frauen werden nicht ausgeschöpft und ihr Potenzial kann sich nicht entfalten.

Warum gibt es noch so wenige Frauen in Führungspositionen?
Meine Einschätzung dazu ist, dass Männer in Führungspositionen noch immer bevorzugt werden. Männer holen sich Männer in ihren Kreis. Weil es ihnen angenehmer ist. Sie verstehen sich besser untereinander. Sie sprechen dieselbe Sprache. Frauen wirken auf Männer manchmal kompliziert und anstrengend, ‚nur‘ weil sie anderer Meinung sind und dies auch kundtun.

Meine Wahrnehmung ist, dass noch immer die überwiegende Meinung gilt, Unternehmen können und müssen auf männlicher Sachebene geleitet werden. Das empfinde ich als eindimensional gedacht und halte das nicht für richtig. Ich schätze und respektiere die Art, wie Männer die Welt sehen und Unternehmen leiten. Ich habe viel von Männern lernen dürfen und bin dankbar dafür. Die Empathie, zahlreichen Talente, Kraft, Wärme, Hingabe und vielfältige Gefühlswelt von Frauen werden jedoch genauso dringend benötigt. Eine Ausgewogenheit der unterschiedlichen Talente beider Geschlechter auf der Führungsebene vereint bestenfalls die Kräfte beider und führt ein Unternehmen zum Erfolg.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?
Männer müssen endlich ausnahmslos anerkennen, dass Frauen richtig was auf dem Kasten haben. Nur eben nicht auf ‚Männerart‘. Zum Teil findet dieser Wandel gerade statt. Leider viel zu langsam. In diesem Tempo werden wir noch Jahrhunderte brauchen, bis wir gleichberechtigt sind. Bis es aufrichtig gefühlt und gelebt wird.

Wir sind wunderbar. Keine Frau sollte sich einreden lassen, dass das was sie denkt, fühlt, ausspricht oder wie sie handelt, nicht richtig ist. Ändere dich nicht anderen zuliebe.

Katrin Danker, Stationsleiterin Stroke Unit

„Ich bin mir sicher, dass wir in naher Zukunft Veränderungen spüren werden“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag? 
International hat der Weltfrauentag eine hohe Bedeutung! Gerade in den sogenannten Schwellenländern gibt es eine aktive Frauenbewegung, die notwendig ist. Kulturelle Einflüsse dürfen allerdings nicht nur aus europäischer Sicht beurteilt werden.

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht? 
Ich kenne nur die Situation der Gleichberechtigung im Beruf, was jedoch auch mit dem eigenem Auftreten und der persönlichen Haltung zu tun hat.

Portrait Maike Sellentin, Pflegedirektorin Evangelisches Amalie Sieveking Krankenhaus, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Hamburg, Berlin
Maike Sellentin, Pflegedirektorin, Evangelisches Amalie Sieveking Krankenhaus

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das? 
Nein, das mag aber auch daran liegen, dass ich in einem frauendominierten Beruf eingestiegen bin. Ehrlich gesagt musste ich aber erstmal ‚googeln‘ was sich hinter dem Begriff verbirgt.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen? 
Ich vermute, dass Vorstände und Aufsichtsräte weiterhin männlich dominiert sind und es immer noch eine konservative Grundhaltung zum Rollenbild der Männer und Frauen gibt. Ich bin mir aber auch sicher, dass wir in naher Zukunft Veränderungen spüren werden und Maßnahmen ergriffen werden.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht? 
In meiner Antwort beziehe ich mich auf die Situation in Deutschland: Hier muss dringend die Kinderbetreuung ausgebaut werden, um den Frauen bessere Karrierechancen zu ermöglichen.

Meine Botschaft an die Frauen: selbstbewusstes, entscheidungsfreudiges und empathisches Auftreten miteinander kombinieren.

Maike Sellentin, Pflegedirektorin

„Erst über Umwege kam ich zum Ziel“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag? 
Gleichberechtigung und Wahlrecht für Frauen.

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht? 
Wenn ich mich im Rahmen meiner Möglichkeiten frei weiterentwickeln kann, ich gefördert werde und die Wertschätzung meiner Vorgesetzten bekomme. Wann nicht? Wenn es einen Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern gibt.

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das? 
Als ich meinen Küchenmeister machte und dann einen Job als Küchenleitung in der Großverpflegung suchte, hatte ich keinerlei Chance. Erst über Umwege kam ich dann zum Ziel.

Portrait Birga Reiff, Leiterin Speisenversorgung, Gesundheitscampus Volksdorf, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Birga Reiff, Leiterin Speisenversorgung, Gesundheitscampus Volksdorf

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen? 
Frauen trauen sich im Berufsleben zu wenig zu und nehmen nicht gerne Unterstützung an. Zugunsten der Karriere müssen Frauen Kinder und Haushalt organisieren und ihre Dienstzeiten flexibel gestalten. Männer arbeiten überwiegend in Vollzeit. Manpower wird immer noch mehr geschätzt als Womanpower.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?  
Es braucht flachere Hierarchien und mehr Flexibilität bei den Arbeitszeiten und der Kinderbetreuung. Statt starrer Dienstzeiten zum Beispiel Stundenkonten und die Möglichkeit Dienstzeiten zu verschieben, statt sich ‚Kind krank‘ zu melden.

Meine Botschaft an die Frauen: Kommuniziert selbstsicher und glaubt an Euch.

Birga Reiff, Leiterin Speisenversorgung

„An 365 Tagen müssen die Frauenrechte als Menschenrechte gelebt werden“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag? 
An 365 Tagen im Jahr müssen weltweit die Frauenrechte als Menschenrechte gelebt werden und nicht nur an einem Tag im Jahr. Der große und kleine persönliche Einsatz gegen Diskriminierung, Unterdrückung, Ungleichheit und Gewalt und der Einsatz für die Menschenrechte muss täglich präsent sein und eingebracht werden.

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht? 
In einer grundsätzlich männlich dominierten Arbeitswelt entsteht kein Gefühl von tatsächlicher Gleichberechtigung.

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das? 
Ich persönlich habe beruflich die ‚gläserne Decke‘ noch nicht erlebt.

Alexandra Roth, Geschäftsführerin der Immanuel Diakonie Südthüringen im Portrait zum Weltfrauentag am 8. März
Alexandra Roth, Geschäftsführerin, Immanuel Diakonie Südthüringen

In fast 30 Berufsjahren habe ich jedoch die Selbstverständlichkeit erlebt, dass Frauen mehr Leistung erbringen als ihre männlichen Kollegen in vergleichbaren Positionen, sie sich Vorurteilen ausgesetzt sehen, Sexismus erfahren und sich für ihre - auch selbstverständlichen - Rechte nachhaltig einsetzen müssen. Ihr Arbeits- und Führungsstil steht häufig auf dem männlichen Prüfstand. Rechtfertigungen in Bezug auf Familie und weibliche Rollenzuweisungen werden von Vorgesetzten und leider manchmal auch von anderen Frauen durchaus eingefordert.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen? 
Die gesellschaftlichen Geschlechterstereotypen, erhöhte Leistungserwartungen und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielen meiner Meinung nach eine wichtige Rolle.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?  
Der Abbau von gesellschaftlichen Geschlechterstereotypen ist ein zentraler Punkt für das Erreichen von Gleichberechtigung.  Erst dann können weitere Förderungen und Maßnahmen zur Gleichberechtigung dauerhaft gedeihen.

Frauen sollen selbstbestimmt und mutig ihren gewünschten Berufsweg gehen, sich nicht in „typisch weibliche“ Verhaltensmuster drängen lassen, sich nicht unter Wert verkaufen, sich miteinander und füreinander vernetzen und stärken.

Alexandra Roth, Geschäftsführerin

„Ich bin für eine Quotenregelung auf Führungsebene“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Bis vor wenigen Jahren gar keine. Er gehörte nicht zu meiner Sozialisation. Dass er in Berlin zum Feiertag erklärt wurde, finde ich genau das richtige Signal.

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht? 
Fast immer. Mir begegnen, Gott sei Dank, sehr selten Menschen, die mich nicht ernst nehmen.

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das? 
Auf jeden Fall. Immer dort, wo wesentliche Entscheidungen nicht in meinem Einflussbereich liegen. Damit kann ich mal gut und mal weniger gut umgehen.

Portrait Andrea Bogdan, Leiterin Personalentwicklung, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Andrea Bogdan, Leiterin Personalentwicklung, Immanuel Albertinen Diakonie

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen? 
Dazu  gibt es so viele gute Gedanken und auch Studien. Ich empfehle www.chefinnensache.de , wirklich erhellend und zukunftsweisend. Sie sind auch auf Instagram für die „kleinen Inspirationen“ im Alltag.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?  
Gleiche Bezahlung! Die Care-Arbeit in Familie und Freundeskreis muss sich besser verteilen, die Kinderbetreuung muss verlässlicher sein. Ich bin für eine Quotenregelung auf Führungsebene. Frauen müssen besser gefördert werden und Männer auch. Noch sind sie es, die in Politik und Wirtschaft die meisten Entscheidungen treffen. Ihr Weltbild darf sich weiten. Insgesamt beginnt es in der Frühförderung, also bitte gutes Geld und Ausbildung in Kitas und Schulen investieren!

Auch wenn es keinen Spaß macht: wir sollten Gremien nicht den Männern überlassen. Und: einfach machen und mitreden! Auf Grund des Geschlechtes nicht ernst genommen zu werden, disqualifiziert den anderen, nicht uns.

Andrea Bogdan, Leiterin Personalentwicklung

„Die Vereinbarkeit von Beruf, Erziehung und Familie liegt immer noch übermäßig bei der Frau“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Es ist wichtig, dass am Weltfrauentag Frauen in Leitungspositionen sichtbar werden, damit auf diesem Wege allmählich in der Gesellschaft Gleichberechtigung zur Normalität werden kann.

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht? 
Grundsätzlich wird in unserem Unternehmen Gleichberechtigung gelebt. In den flachen Hierarchien und dem guten Mix sehe ich mich aus dieser Sicht nicht benachteiligt.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen? 
Die Vereinbarkeit von Beruf, Erziehung und Familie liegt immer noch übermäßig bei der Frau. Der Gesetzgeber hat zu wenige Maßnahmen getroffen – das schließt an das Jahrhunderte alte Familienbild an, das sich nur schwer in den Köpfen der Gesellschaft wandelt.

Portrait Karina Arlt, Pflegedienstleiterin stationäre Pflege, Residenz am Wiesenkamp, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Karina Arlt, Pflegedienstleiterin stationäre Pflege, Residenz am Wiesenkamp

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?
In den Pflegeberufen haben meiner Ansicht nach schon viele Frauen eine Leitung, aber die Ebene über der Pflegeleitung ist leider noch männerdominiert und somit der Prozess noch ausbaufähig und muss weiter vorangetrieben werden. Andersherum würde ich mir zum Ausgleich mehr Männer in den ‚unteren Leitungsfunktionen‘ wünschen. Auch das ist Gleichberechtigung.

Meine Botschaft an die Frauen: die Gleichberechtigung als Normalität leben und als Selbstverständlichkeit voraussetzen. Bei Anzeichen einer Ungleichbehandlung unbedingt thematisieren.

Karina Arlt, Pflegedienstleiterin stationäre Pflege

„Es ist Druck entstanden, verkrustete Strukturen aufzubrechen und neu zu denken“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Ich selbst zelebriere den Weltfrauentag nicht besonders für mich. Jedoch lenkt der internationale Frauentag jedes Jahr wieder meine Aufmerksamkeit darauf, wie verschieden das Leben einer Frau sein kann in den Ländern auf der ganzen Welt, obwohl wir alle zur gleichen Zeit im Hier und Jetzt sind. Und durch die zahlreichen Berichterstattungen, Veranstaltungen und Dokumentationen, die rund um den Weltfrauentag durch die Medien gestreut werden, wird mir noch einmal mehr bewusst, wie weit wir im letzten Jahrhundert doch vorwärts gekommen sind in puncto Gleichberechtigung. Noch ein Grund mehr, warum ich keine allzu längere Reise in die Vergangenheit wagen würde, auch wenn die Möglichkeit bestünde.

Portrait Verena Plocher, Geschäftsführerin, Immanuel Klinikum Bernau, Herzzentrum Brandenburg,  Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Verena Plocher, Geschäftsführerin, Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht? 
In meinem Beruf fühle ich mich grundsätzlich gleichberechtigt und erlebe keine Nachteile für mich, obwohl ich in vielen Gesprächsrunden und Leitungsgremien meist eine der wenigen Frauen bin. Klinikmanagement ist immer noch sehr männerdominiert, auch wenn sich in den letzten Jahren bereits viel verändert hat und mehr Frauen in Führungspositionen kommen.

Bis ich vor einigen Jahren selbst zum ersten Mal eine Geschäftsführungsposition übernommen habe, wusste ich allerdings nicht, dass es für Geschäftsführerinnen aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen auch heute noch schwieriger ist als bei einigen anderen Berufen z.B. für eine Elternzeit aus dem Job herauszugehen und wieder einzusteigen. Das hätte ich in der heutigen Zeit eigentlich nicht für möglich gehalten.

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das? 
Ich habe bislang in meinem beruflichen Umfeld, von KollegInnen oder Vorgesetzten, weiblich oder männlich, immer Unterstützung erhalten und wurde dazu motiviert, mich heraus aus der ‚comfort zone‘ zu bewegen und den nächsten Schritt zu gehen. Ich habe mich nie daran gehindert gefühlt mehr Verantwortung zu übernehmen. Das ist sicher eine sehr glückliche Situation. So sollte es sein. 

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen? 
Obwohl in Krankenhäusern mehr Frauen als Männer arbeiten, sind die meisten Führungspositionen immer noch mit Männern besetzt. Ursachen sind hier sicher die stark hierarchisch organisierten Kliniken und die Vereinbarkeit von Job und Familie. Daher wechseln z.B. Ärztinnen oft ab Facharztlevel dann lieber in einem ambulanten Bereich und verzichten auf eine Karriere als Chefärztin. Das gilt natürlich auch für alle anderen Leitungsfunktionen wie Geschäftsführungen. Ein anderer Punkt sind die immer noch von Männern geprägten Netzwerke in vielen Branchen, über die man auf Jobs aufmerksam wird oder aktiv angesprochen wird. Hier hat sich viel verbessert seit ich ins Berufsleben eingestiegen bin. Sicher zum einen durch die Veränderungen in Politik und Gesellschaft aber schlichtweg auch aufgrund des Fachkräftemangels. Es ist Druck entstanden, verkrustete Strukturen aufzubrechen und neu zu denken. Das ist vielleicht das einzig Positive an der schwierigen Arbeitsmarktsituation derzeit.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?  
Dringend? Die Mühlen mahlen langsam aber stetig. Dran bleiben! Gesellschaftliche Strukturen lassen sich nicht plötzlich ändern. Was das Berufsleben betrifft, können wir natürlich alle dazu beitragen Gleichberechtigung zu leben und zu fördern. Das können wir ganz einfach auf der individuellen Ebene gestalten, indem wir Verständnis für unterschiedliche Lebenssituationen von KollegInnen oder MitarbeiterInnen aufbringen und darauf Rücksicht nehmen. Und indem wir als Führungskräfte Frauen fördern und ermutigen Schritte zu wagen, die sie sich selbst vielleicht nicht so leicht zutrauen würden. Und die Politik muss die Rahmenbedingungen dafür schaffen.

Was möchten Sie Frauen für den Berufsweg gern mit auf den Weg geben?
Neben der fachlichen Qualifikation sind Kontakte und fördernde Beziehungen ausschlaggebend, um interessante Jobs zu finden und auf sich aufmerksam zu machen. Das wird immer wichtiger, je höher man (oder Frau) die Karriereleiter aufsteigt. Es gibt immer mal Phasen, in denen man an sich zweifelt. Da ist es ratsam sich Feedback einzuholen und hilfreich, wenn man neben Vorgesetzten oder Kolleg/innen auch noch kluge außenstehende Personen hat, mit denen man sich austauschen kann. Die eigene Familie oder Freunde sind da nicht immer die geeigneten Ratgeber. Das würde ich allerdings auch jungen Männern empfehlen, die ins Berufsleben einsteigen.

Keine Angst vor neuen Herausforderungen! Sucht euch gute Mentorinnen, Führungskräfte aus der eigenen Branche, zu denen ihr Vertrauen habt und vernetzt euch mit anderen Frauen.

Verena Plocher, Geschäftsführerin

„Eine Frau zögert noch bei der Bewerbung, wenn sie mehr als 100 Prozent mitbringt“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Ich bin in der ehemaligen DDR quasi mit dem ‚Internationalen Frauentag‘ (so hieß er damals) groß geworden und es gehörte einfach dazu, die starken, werktätigen Frauen am 8. März zu ehren und ihnen zu danken. Die waren natürlich meistens auch Mütter und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf bekamen sie ganz selbstverständlich unter einen Hut. Dann kam die Wende, ich machte meine Ausbildung zur Krankenschwester in (West-)Berlin und musste plötzlich mit einem Mal erkennen, dass sich genau dieses Lebensmodell dort gerade erst im Aufwind befand, denn die Strukturen gaben es im Westen gar nicht in dem Umfang her. Die Betreuungsstellen für Kinder öffneten meist nur bis mittags, die Männer verdienten selbstverständlich mehr als die Frauen und die Rollenverteilung war genau durch diese Strukturen eher festgelegt. Und plötzlich machte dieser Tag wieder sehr viel mehr Sinn, wie ich fand.

Portrait Franka Voß, stellvertretende Pflegedienstleiterin, Diakonie Hospiz Woltersdorf, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Franka Voß, Stellvertr. Pflegedienstleiterin, Diakonie Hospiz Woltersdorf

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht?
Ich arbeite in einem typischen Frauenberuf. Dass wir in der Pflege durch unser Geschlecht benachteiligt werden, kann man natürlich nicht behaupten. Dennoch stelle ich fest, dass die Anzahl der Frauen innerhalb des Unternehmens, je weiter nach oben man die Hierarchieleiter betrachtet, deutlich abnimmt. Ich schaue dabei auf die Konzerngeschäftsführung, den Aufsichtsrat, die Gesellschafterinnen. Das ist mir von Anfang an aufgefallen.

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das? 
Das habe ich in meinem Fall nicht erlebt.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen? 
Ich habe mal an einem sechsmonatigen Führungsworkshop teilgenommen, der ‚Löwinnen‘ hieß. Das Erste, was wir lernten, war: Ein Mann bewirbt sich auf eine Stelle in einer Führungsposition, wenn er ungefähr 65 Prozent der erforderlichen Kompetenzen mitbringt, eine Frau zögert noch bei der Bewerbung, wenn sie mehr als 100 Prozent mitbringt. Ich finde, das sagt einiges über das Selbstbild der beiden Geschlechter aus. Ich habe dort Frauen kennengelernt, deren vorgesetzter Geschäftsführer ein Mann war, sie aber das Gefühl hatten, alles zuarbeiten zu müssen und die Kontrolle und die Fäden in der Hand zu haben. In ihrer Position blieben sie aber jahrelang „unter ihm“ und wollten in diesem Workshop nun lernen, sich zu behaupten und an Selbstbewusstsein zu gewinnen.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?  
Das Anpassen der Vergütung, Schaffung einer Ganztagsbetreuung für Kinder, das Ansehen von Frauen steigern und das Anerkennen von typisch weiblichen Eigenschaften, die einem Unternehmen von großem Vorteil sein können. Ich denke dabei an Empathie, gute Kommunikationsfähigkeit, die Fähigkeit zum Multitasking und das Vorhandensein von großem Ehrgeiz. Und nochmal Empathie!

Mädels, glaubt an Eure Stärke, seid selbstbewusst, setzt Euch für Eure Ziele und Rechte ein. Lasst Euch von männlicher Präsenz nicht einschüchtern, schaut beim Sprechen ins Gesicht des Gegenübers! Überzeugt ‚sie‘ von Euch! Lacht, zeigt Emotionen und steht aufrecht! Wehrt Euch bei Sexismus und männlicher Dominanz! Und verliert niemals Euren Stolz und Euren Humor!

Franka Voß, Stellvertr. Pflegedienstleiterin

„In meiner beruflichen Laufbahn fühlte ich mich immer gleichberechtigt“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Der Internationale Frauentag am 8. März steht für den Kampf gegen Diskriminierung und für die Gleichberechtigung der Frauen weltweit. Das betrifft die Rolle als Frau in der Ehe und im Berufsleben. In der ehemaligen DDR erhielten die Frauen rote Nelken und es fand im Betrieb eine Feier statt. Sie brauchten an diesem Tag nicht zu arbeiten. Daran kann ich mich noch erinnern.

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht? 
In meiner beruflichen Laufbahn fühlte ich mich immer gleichberechtigt. Ich hatte noch nie das Gefühl aufgrund meines Geschlechtes benachteiligt zu werden.

Portrait Sabine Brunke, Pflegedienstleiterin, Feierabendhaus Volksdorf, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Sabine Brunke, Pflegedienstleiterin, Feierabendhaus Volksdorf

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das? 
Ich kann nur für mich sagen, dass man mir noch nie Steine in den Weg gelegt hat. Ich habe mich im Laufe des Lebens oft weitergebildet und hatte immer ein Ziel vor Augen. Ich habe diese ‚gläserne Decke‘ nie erlebt. Ich werde ab Juli eine Weiterbildung für Führungskräfte absolvieren. Von meinem Chef werde ich gefördert und wertgeschätzt. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen? 
Dazu kann ich leider nichts sagen. Meine Vermutung ist, dass es anteilsmäßig zu wenig Frauen gibt, die nach diesem Ziel streben. Die Gründe sind vielseitig. Eventuell steht die Familie an erster Stelle und dann die Karriere oder das Selbstvertrauen besteht nicht bzw. ist nicht so ausgeprägt.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?  
Frauen in Männerberufe werden noch nicht so anerkannt, wie es wünschenswert ist. Das macht sich auch im unterschiedlichen Gehalt bemerkbar, d.h. dass Frauen noch unterbezahlt werden.

Wissen ist Macht. Wissen stärkt das Selbstvertrauen und -bewusstsein. Da Bildung keine Altersgrenze kennt, nehmt die Möglichkeiten wahr, die man euch bietet oder fordert sie ein. Sprecht eure Wünsche und Ziele, welche Ihr im Berufsleben erreichen wollt, gegenüber Eurem Vorgesetzten, bzw. Eurer Vorgesetzten an.

Sabine Brunke, Pflegedienstleiterin

„Seien Sie mutig, hartnäckig und lassen Sie sich nicht einschüchtern“

Portrait Marion Rehm, Leiterin, Albertinen Akademie, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Marion Rehm, Leiterin, Albertinen Akademie

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Einerseits ist es bedauerlich, dass es einen Weltfrauentag braucht, um an die Rechte von Frauen zu erinnern. Doch davon abgesehen ist es wichtiger denn je, dass auf die Gleichberechtigung und Freiheit für Frauen aufmerksam gemacht wird. Denn in vielen Ländern werden die Rechte und Freiheiten mehr und mehr beschnitten.

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das? 
Ja, ist viele Jahre her. Da wurde mein zukünftig neuer männlicher Stellvertreter gefragt, ob er ein Problem damit hätte, eine Frau als Chefin zu bekommen.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen? 
Wahrscheinlich gibt es nicht die eine Antwort. Sicherlich hat das etwas mit Familienplanung und der mangelnden Betreuung für Kinder etc. zu tun. Aber es könnte ja auch anders gedacht werden: indem Arbeitszeiten auch in Führungspositionen flexibel sind. Vielleicht sind Frauen auch weniger kompromissbereit - und das meine ich durchaus positiv - und nicht bereit, unter schlechten Arbeitsbedingungen, starren Arbeitszeiten etc. zu arbeiten.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?  
Dass wir gar nicht darüber diskutieren müssen, dass Frauen sich beruflich genauso entwickeln und alles erreichen können wie Männer. Und das allein sie entscheiden, ohne gesellschaftliche Wertung,  was sie wollen: Beruf, Familie, alles zusammen.

Meine Botschaft an die Frauen: Seien Sie mutig, hartnäckig und lassen Sie sich nicht einschüchtern.

Marion Rehm, Leiterin Albertinen Akademie

„Von Frauenquoten halte ich allerdings nichts“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Es ist ein bedeutender Tag, da weltweit immer noch zu viele Frauen Benachteiligung und Gewalt erfahren. Ich feiere und gedenke den immer mit meinen engsten Freundinnen.

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht? 
Ich fühle mich in meiner Tätigkeit absolut gleichberechtigt behandelt. Allerdings habe ich keine Kinder und habe immer Vollzeit gearbeitet. In meinen Augen haben wir aber in vielen Berufen erst dann Gleichberechtigung von Mann und Frau am Arbeitsplatz erreicht, wenn Frauen sich keinerlei Gedanken mehr darüber machen müssen, ob sie sich voll auf die Familie konzentrieren wollen, kinderlos bleiben möchten, oder Familie und Karriere kombinieren und jede dieser Alternativen problemlos und mit den gleichen Ansprüchen zu verwirklichen ist, wie sie Männern gewährt werden. 

Ute Kröplin, Organisatorische Leiterin, Albertinen herz- und Gefäßzentrum, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Ute Kröplin, Organisatorische Leiterin, Albertinen Herz- und Gefäßzentrum

Davon sind wir meiner Meinung nach noch sehr weit entfernt!  Exemplarisch wird in den Medien seit Jahren propagiert, ‚Medizin wird weiblich‘ – aber wie viele leitende Arztpositionen werden von Frauen belegt? Es braucht neue Dienst- und Denkmodelle. Warum nicht Führungspositionen teilen in Zeiten von Work-Life-Balance?

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das? 
Erfreulicher Weise nein.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen?  
Das liegt an tradierten Organisationsstrukturen, der Vereinbarkeit von Beruf und Familie… ein Zukunftsmodell wäre vielleicht Jobsharing. Von Frauenquoten halte ich allerdings nichts.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?  
Im beruflichen Kontext sollte man vielleicht den Begriff ‚Karriere‘ neu definieren sowie deren Voraussetzung für Umsetzungswege.

Was möchten Sie Frauen für das Berufsleben mitgeben?
Frauen sollten selbstbewusst Wünsche und Ziele formulieren. Die eigenen Fähigkeiten nicht unter den ‚Scheffel‘ stellen und mutig sein. Coaching habe ich z.B. immer als wertvoll erlebt. Und sich erlauben, Fehler machen zu dürfen!

Nicht aufgeben! Es ist immer sinnvoll, sich gut mit anderen erfolgreichen Frauen zu vernetzen und auszutauschen.

Ute Kröplin, Organisatorische Leiterin Herz- und Gefäßzentrum

„Seid selbstständig, habt eure eigene Meinung und traut sie euch auch zu sagen“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Keine. Es ist für mich ein Tag wie jeder andere auch.

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt?
Ich musste erstmal Google nach der ‚gläsernen Decke‘fragen. Nein, habe ich noch nicht erlebt.

Portrait Monique Siebensohn, Leitung ambulante Pflege, Residenz am Wiesenkamp, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Monique Siebensohn, Pflegedienstleiterin ambulante Pflege, Residenz am Wiesenkamp
Meine Botschaft an die Frauen: steht auf eigenen Beinen, verdient euer eigenes Geld, gestaltet euer Leben neben Beruf und Familie so, dass Ihr immer alleine zurechtkommen würdet, seid selbstständig, habt eure eigene Meinung und traut sie euch auch zu sagen.

Monique Siebensohn, Pflegedienstleiterin ambulante Pflege

„In der Führungsrolle wird es schwerer sich als Frau gleich behandelt zu fühlen, vor allem dann wenn man im »gebärfähigen Alter« ist oder kleinere Kinder hat“

Welche Bedeutung hat für Sie der Weltfrauentag?
Für mich persönlich hat er kaum eine Bedeutung - das haben aber auch andere ‚Gedenktage‘ eher weniger für mich. Es ist schade, dass es überhaupt Tage benötigt, um Personengruppen oder Themen gesondert zu platzieren bzw. darauf aufmerksam zu machen. Es sollte eher eine Motivation für jeden Einzelnen sein, tagtäglich wertschätzend und respektvoll miteinander umzugehen.

Wann fühlen Sie sich im Beruf gleichberechtigt? Wann nicht? 
Im alltäglichen Erleben fühle ich mich persönlich eher gleichberechtigt. Im kollegialen Miteinander erlebe ich nur selten Vorbehalte ‚weil ich eine Frau bin‘ beziehungsweise wurde mir so etwas auch noch nie direkt ins Gesicht gesagt.

Portrait Katharina Neumann, Verwaltungsleiterin Immanuel Klinik Rüdersdorf, Kampagne Weltfrauentag, Gemeinsam stark für Frauen, Initiative Internationaler Frauentag, Immanuel Albertinen Diakonie, Berlin, Hamburg
Katharina Neumann, Verwaltungsleiterin, Immanuel Klinik Rüdersdorf

Leider ist es eher das, was man unterschwellig erlebt, was dazu führt, dass man keine Gelegenheit hat, sich als gleichwertiges Mitglied einzufügen. In der Führungsrolle wird es schwerer sich, als Frau gleich behandelt zu fühlen, vor allem dann, wenn man im „gebärfähigen Alter“ ist oder kleinere Kinder hat. Es wird automatisch davon ausgegangen, dass man weniger flexibel oder weniger belastbar ist. Was ich mir dabei denke: gerade Mütter zeigen sich permanent belastbar und flexibel. Im Bereich Family Care wird das aber leider wenig wahrgenommen beziehungsweise als selbstverständlich abgetan und erst recht nicht auf den Beruf übertragen. Weiterhin zeigt sich auch anhand des kaum geringer werdenden Gender Pay Gaps, dass hier immer noch ein gutes Stück Arbeit vor uns liegt, um diese Lücke zu schließen und damit Gleichberechtigung zu schaffen.

Haben Sie beruflich schon einmal die "gläserne Decke" erlebt? In welcher Situation war das?
Erlebt habe ich diese ‚gläserne Decke‘ persönlich noch nicht. Man könnte es auf meinen familiären Hintergrund schieben, da meine Mutter auch nicht die klassische Hausfrau war, selbst in gewisser Weise Karriere gemacht hat und sehr selbstständig war. Mein Vater hat mir oft gesagt und gezeigt, dass ich alles schaffen kann, wenn ich nur möchte und mich dafür einsetze. Das ist sicherlich eine komfortable Situation. Umso wichtiger ist es, dies auch in Kitas und Schulen mehr zu thematisieren. Aber auch junge Frauen können hier auf Hilfeleistungen oder Coachings zurückgreifen und an sich arbeiten. Es gibt zahlreiche Angebote. Man bzw. Frau muss es nur wollen.

Warum gibt es Ihrer Meinung nach noch so wenige Geschäftsführerinnen oder Chefärztinnen?
In unserer Gesellschaft erlebt man Frauen zu selten in Führungspositionen. Bildhaft gesprochen leben wir zum Teil immer noch in einer Gesellschaft, in der der Mann arbeiten geht und die Frau sich um die Kinder kümmert - während sie maximal Teilzeit arbeitet. Das ist mit einer Führungsposition nur schwer zu vereinbaren beziehungweise verhindert dieser Blick auf die Frau, dieser auch eine solche Position zuzutrauen. Nur allzu oft hört man von ‚Top-Managern‘ und auch der größere Anteil an bekannten Politikern ist männlich. Vermutlich braucht es mehr weibliche Vorbilder, die es sicherlich auch gibt, nur sind sie kaum sichtbar. Wenn es hier mehr Sichtbarkeit gäbe, würden sich vielleicht auch mehr Frauen trauen und es würde auch einfach selbstverständlicher werden. Dazu ist das Gesundheits- und insbesondere das Krankenhauswesen historisch stark von Hierarchien geprägt und dazu noch stereotypisiert: Ärzte sind Männer, Pflegekräfte sind Frauen, Manager sind weiße Männer mit grauen Bärten. Diese eingerosteten Vorstellungen und damit einhergehenden Barrieren aufzubrechen dauert und es braucht mutige Frauen, die sich dem stellen. Und sich dem nicht nur dem Stellen, sondern eben auch davon berichten.

Was muss sich dringend ändern, wenn es um Gleichberechtigung in Beruf und Gesellschaft geht?
Zu aller erst: ich denke nicht, dass eine Frauenquote eine Lösung ist. Ich empfinde es so, dass es eher als ‚die Frau sitzt hier nur am Tisch um die Quote zu erfüllen‘ gesehen wird.
Insgesamt bedarf es mehr Transparenz im Arbeitsleben. Wer macht was für welches Geld? Wer zeichnet sich durch besondere Leistungen, Engagement oder Kreativität aus? Wie diese Transparenz erreicht wird, ist vermutlich von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich. Ein möglicher Weg wäre, eine klare Definition von Arbeitsaufgaben, ein Offenlegen der Gehälter, eine weitere Differenzierung in Tarifverträgen - und weniger Spielraum für unterschiedliche Bezahlung der gleichen Tätigkeit.
Vermutlich wäre aber ein erster Weg schon in Kita oder Grundschule mit der Aufklärung anzufangen, um jungen Frauen auf den Weg zu geben, dass sie für sich einstehen können und Männern in nichts nachstehen, dass Männer genauso gut Care Arbeit leisten können oder dass es vollkommen irrelevant ist, ob der angestrebte Beruf eigentlich eher eine Männer- oder Frauendomäne ist. Dabei sollen nicht Mädchen oder Frauen besonders hervorgehoben werden, sondern lediglich ein Zusammenleben beziehungsweise eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe erreicht werden.

Meine Botschaft an die Frauen: traut euch! Seid selbstbewusst - ihr kennt euren Wert.

Katharina Neumann, Verwaltungsleiterin