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Arme strecken, Finger dehnen, Beine ausschütteln und den Körper kreisen lassen – „schön im Takt“, dirigiert Magda Bechreiner (75), „dann geht’s leichter.“ Jeden Dienstag von zehn bis elf Uhr hält die gelernte Krankenschwester Mitbewohnende im Albertinen Haus mit gezielter Gymnastik fit. Auch an diesem durchsonnten Augusttag werden auf dem Outdoor-Trainingsparcours Turnschuhe geschnürt, Nordic Walking-Stöcke geschwungen, machen kleine Witzeleien vergnügt die Runde.

Die Stimmung ist entspannt „wie die Muskeln nach dem Sport“, sagt Bewohnerin Ingrid Claußen schmunzelnd. Sie hat Magda Bechreiner im Urlaub vertreten. Das Training ist ein offenes Angebot, das aus der Balkongymnastik entstanden ist. Als Ende 2019 auf der anderen Seite der Erde Corona ausbricht, ahnen die wenigsten, wie tiefgreifend das Virus unser Leben verändern wird. Im Frühjahr 2020 steht die Welt still.

Geschäfte sind geschlossen, die Teilnahme an großen Veranstaltungen, auch Gottesdiensten, ist verboten. Im Albertinen Haus werden das Kulturprogramm und alle Bewegungsangebote eingestellt. Damit Körper und Geist in Form bleiben, bietet Magda Bechreiner, passionierte Hobbysportlerin, einmal pro Woche Balkongymnastik an. Und während Kontaktbeschränkungen, Hygieneregeln, Maskenpflicht als Schutz vor Corona Einzug in unseren Alltag halten, schaffen die Freiluftübungen eine neue Normalität, in der Bewegung und Gemeinschaft und die Freude daran ihren Platz behalten.

Bewohnerin Heike Jakobi ist so dankbar, dass sie ihre aktive Nachbarin beim Radiosender NDR 90,3 zur Hamburgerin des Tages ernennt. Als die Corona-Schutzmaßnahmen gelockert werden, mag niemand mehr auf die Open-Air-Gymnastik verzichten, mit der man gemeinsam dem Virus getrotzt hatte. Der Grundstein für das Outdoor-Training ist gelegt.