Zum Seiteninhalt springen

Der allererste Adventskranz wurde 1833 in einem Waisenhaus in Hamburg aufgehängt. Zuerst war das nur ein riesengroßes, rundes Holzgestell. Keine grünen Zweige, keine roten Schleifen. Es gab insgesamt 23 Kerzen: 19 rote Kerzen für die Werktage und vier große weiße Kerzen für die Sonntage. Das war für die obdachlosen, verwaisten Kinder und Jugendliche etwas Besonderes.  Der Effekt war phänomenal: Während es draußen immer dunkler wurde, leuchtete dieser Riesenkranz im Waisenhaus von Abend zu Abend heller. Der Theologe Johann Hinrich Wichern, der das Waisenhaus „Rauhes Haus“ gegründet hatte, sorgte nicht nur für eine regelmäßige Mahlzeit, ein Dach über dem Kopf und später für die Chance zu einer Berufsausbildung. Seine Straßenkinder sollten eine Hoffnung für ihre Zukunft in schlechten Zeiten finden. Etwas, dass sie mit ihrem Verstand und Gefühlen begreifen konnten. So kam dem Theologen Wichern die Idee mit dem Adventskranz: Ein helles Zeichen gegen die drohende Verdunkelung der Seele.

Schatten im Leben gibt es genug: Der Verlust eines geliebten Menschen, gesundheitliche Probleme, Arbeitslosigkeit oder finanzielle Sorgen. Vieles kann die Seele verdunkeln. Der Adventskranz aus dem Hamburger Waisenhaus möchte so etwas wie eine heilsame Medizin sein, die zu uns spricht: „Mensch, Du bist ein Kind des Lichts! Kann sein, dass Du im Augenblick belastet bist. Kann sein, dass es im Augenblick kaum einen Ausweg aus einer schwierigen Situation zu geben scheint. Aber der Adventskranz steht für Möglichkeiten, die jetzt noch nicht in Sicht sind.“

Advent heißt „Ankunft“: Etwas weihnachtlich Gutes kommt noch auf Dich zu. Gott lässt sich manchmal Lösungen einfallen, an die wir heute nicht mal im Traum denken. Darum: Wenn wir im Advent eine Kerze anzünden und ins Licht schauen, denken wir daran: Wir sind Kinder des Lichts. Gott lässt Gutes für uns werden! Siehst Du es noch nicht?

Pastor Hans-Jürgen Schrumpf

Leitung des Konzernbereichs Seelsorge-Theologie-Ethik