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Von Armut betroffene Menschen stellen ihre Fragen an die Politik
Fünf Direktkandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises Berlin-Pankow stellten sich den Fragen interessierter Menschen in der Tagesstätte für obdach- und wohnungslose Menschen in der Dunckerstraße 32.
Am 18. Februar waren an Politik interessierte Menschen in die Tagesstätte für obdach- und wohnungslose Menschen in der Dunckerstraße 32 eingeladen, um fünf Direktkandidatinnen und -kandidaten des Wahlkreises Berlin-Pankow für die an diesem Sonntag stattfindende Bundestagswahl ihre Fragen zu stellen. Veranstalter des Diskussionsformats „Wir kommen wählen" ist die Berliner Landesarmutskonferenz, die es in Armut lebenden Menschen ermöglichen will, dass auch ihre Stimmen und Anliegen in der politischen Auseinandersetzung gehört werden. Rund 20 Zuhörerinnen und Zuhörer fanden sich gegen 14 Uhr im Aufenthaltsraum der Tagesstätte ein. Auf den Tischen standen kleine Blumensträuße, Kuchen, Knabbereien und Getränke. Eine Tasse Kaffee oder Tee konnte man sich an der Essensausgabe holen.
Daniel Born, einer der beiden Sozialarbeiter in der Immanuel Beratung Prenzlauer Berg, und Karsten Krull von der Landesarmutskonferenz Berlin begrüßten die anwesenden Gäste und luden die Politikerinnen und Politiker zu einer kurzen Vorstellungsrunde ein. Anwesend waren (in alphabetischer Reihenfolge): Franziska Dezember (CDU), Sibel Duyar-Aydinli (BSW), Maximilian Schirmer (Die Linke), Julia Schneider (Die Grünen) und Alexandra Wend (SPD). Daniel Born und Einrichtungsleiterin Simona Barack hatten vorab einige Fragen zusammengetragen, die sie zur Beantwortung an die Kandidaten weitergaben. Von besonderem Interesse waren natürlich Fragen aus den Bereichen Soziales, Wohnen und Arbeit. Auch das Thema Obdachlosigkeit kam mehrfach zur Sprache. Konkret ging es dabei um die Schließung einer nahegelegenen, landesfinanzierten Notunterkunft, fehlende Schutzräume für Frauen in Einrichtungen der Nothilfe und die Tatsache, dass selbst arbeitende Menschen aufgrund des angespannten Berliner Wohnungsmarktes in der Wohnungslosigkeit landen.
Die Politikerinnen und Politiker wurden nach ihren Plänen in Bezug auf den sozialen Wohnungsbau sowie den Umgang mit Eigenbedarfskündigungen, Zwangsräumungen, hohen Energiepreisen, dem Volksentscheid "Deutsche Wohnen enteignen" u.ä. befragt. Sorge bei den Anwesenden bereitet die in diesem Wahlkampf sehr negative Darstellung von Menschen mit Bürgergeldbezug, obwohl sehr viele von diesen einer Erwerbstätigkeit nachgehen. Das Publikum verfolgte die Diskussion spürbar mit Interesse. Bei manchen Themen wurde es etwas hitziger, doch blieb der Umgang stets fair und respektvoll.
Die Einrichtungsleiterin Simona Barack nutzte zum Schluss der Veranstaltung die Gelegenheit, einige Worte an die versammelten Politikerinnen und Politiker zu richten und auf die unzureichende personelle Ausstattung in der Obdachlosenhilfe hinzuweisen. Die Tagesstätte in der Dunckerstraße hält den wochentäglichen Betrieb mit nur zwei Vollzeitstellen aufrecht. Wenn z. B. eine Mitarbeiterin ausfällt, kann die Tagesstätte nicht geöffnet und das Essen nur nach draußen verteilt werden. Für viele der Klientinnen und Klienten der Tagesstätte ist es aber gerade in der kalten Jahreszeit wichtig, sich auch mal für eine Stunde oder länger ins Warme setzen zu können. Zudem würde eine bessere personelle Ausstattung dazu beitragen, die Menschen auch in der Sozialberatung, bei der Beantragung von Leistungen, im Umgang mit Ämtern und Behörden etc. zu unterstützen und so Obdach- und Wohnungslosigkeit in einigen Fällen auch zu vermeiden oder zu beenden.
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