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Spagat zwischen Machbarkeit und Sinn
Das Herz schlägt weiter: Die sogenannten "Off-Pump"-Eingriffe, also Operationen, die ohne Herz-Lungen-Maschine durchgeführt werden, stellen die Kardioanästhesie vor ganz besondere Herausforderungen.
Dr. med. Christine Löwer
Leitende Ärztin Department für Kardioanästhesie
Albertinen Herz- und Gefäßzentrum | Standort Schnelsen
Dr. med. Christine Löwer, Leitende Ärztin Department für Kardioanästhesie, Albertinen Herz- und Gefäßzentrum
Wir operieren ja sehr viele Patienten ohne Herz-Lungen-Maschine, also die Bypass-Chirurgie wird zu einem sehr großen Anteil Off-Pump durchgeführt, das ist auch eine Spezialität unserer Herz-Chirurgie. Das stellt an die Anästhesisten besondere Herausforderungen, denn das Herz wird nicht stillgestellt und die Funktion nicht von einer Herz-Lungen-Maschine übernommen. Der Chirurg berührt das Herz oder dreht es oder kippt es und schränkt damit eben auch die Bedingungen ein.
Also das heißt, in dem Moment, wo der Chirurg das Herz berührt, wird es unregelmäßig schlagen, wenn er das Herz hochhebt oder kippt oder so, dann wird der Blutdruck abfallen und das sind alles Dinge, die der Anästhesist natürlich auffangen muss.
Da ist man noch viel intensiver dabei und muss noch intensiver aufpassen und Komplikationen erkennen und vorausschauend behandeln als bei einer Operation mit Herz-Lungen-Maschine. Wenn wir mit Herz-Lungen-Maschine operieren, dann übernimmt der Kardiotechniker ja das Regime. Wir sind natürlich trotzdem dabei und im Saal, aber wir müssen in der Phase nicht so viel machen, sondern erst wieder, wenn die Herz-Lungen-Maschine dann abgeschaltet werden soll.
Ich denke, in der Herzmedizin gibt es immer mehr Möglichkeiten. Man kann ganz viele Dinge technisch meistern. Die Frage ist, ist das sinnvoll, dass wir hier bei einem vielleicht 90-Jährigen noch eine Tavi einbauen und ihn dann auch erst mal vielleicht für eine ganze Zeit erst mal wirklich noch mehr schwächen, als das ohnehin schon ist und ihm letztendlich auch ein bisschen was von seiner Lebenszeit rauben. Und es ist immer, finde ich, schwieriger zu sagen, nein, das machen wir nicht und das auch mit dem Patienten zu besprechen und ihn auch dabei zu begleiten, als zu sagen, okay, können wir machen, das ist in anderthalb Stunden erledigt oder so, aber die ganzen Konsequenzen, die trägt der Patient dann letztendlich und ich denke, dass man in der Herzmedizin nicht alles immer machen muss, was man machen kann. Da einen Weg zu finden, das finde ich wichtig.