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Gelebtes Herzteam im Hybrid-OP

"Ich bin mir ganz sicher, dass Dinge da sind und kommen werden, die wir uns heute noch überhaupt nicht vorstellen können."

Jan-Hendrik Stripling
Leitender Oberarzt Herzchirurgie
Albertinen Herz- und Gefäßzentrum | Standort Schnelsen

Ich habe mir vor über zehn Jahren nicht vorstellen können, dass ich Tavis implantiere, also Ortenklappen über die Leiste. Ich hielt das schlicht für Charlatanerie. Die Ergebnisse sind heute so toll, dass ich das absolut widerrufen muss und ich bin mir ganz sicher, dass Dinge noch da sind und kommen werden, die wir uns heute noch überhaupt nicht vorstellen können.

Also wenn ich an die Anfänge zurückdenke von vor 23 Jahren, dann ist es so, da haben wir vielleicht 1000 Patienten behandelt. Heute machen wir ungefähr 3000 Eingriffe im Herz-OP verschiedenster Art, also es sind nicht nur Operationen mit Herz-Lungen-Maschine. Also ich operiere noch ganz konventionell Herzchirurgie und bin aber eben auch Bestandteil des Teams im Hybrid-OP, wo wir Patienten mit Klappen über die Leiste behandeln.

Es ist eine hochkomplexe Prozedur, die im Idealfall sehr einfach funktioniert und wenn es richtig gut läuft, 25-30 Minuten dauert. Das funktioniert aber nur dann, wenn jeder dort in dem Saal seine Funktion auch so wahrnimmt. Und ohne jeden Einzelnen dort in dem Saal würde das nicht funktionieren.

Das ist gelebtes Herz-Team. Das heißt, wir machen uns vorher Gedanken gemeinsam um die Patienten, gucken die vorher an, entscheiden, welchen Behandlungspfad wir für die Patienten wählen und erbringen dann, wenn man das jetzt so salopp sagen darf, auch einfach die Leistungen am Patienten gemeinsam gleichberechtigt, sodass jeder auch seine Meinung dort kundtun kann und muss. Es ist absolut erforderlich, dass wir uns unseren Fehlern stellen, dass wir aus dem, was wir nicht gut gemacht haben, lernen und ganz schnell aufgreifen und verbessern.

Wir führen solche Konferenzen durch, sogenannte M&M-Konferenzen, in denen wir letztlich auch ziemlich schonungslos miteinander sind und detailliert aufarbeiten, was wir hätten besser machen können. Ein großer, großer Faktor zur Genesung der Patienten ist nicht nur, dass wir das Herz in Anführungszeichen reparieren, sondern dass wir uns eben auch seiner Seele und seinen Befürchtungen und Sorgen widmen. Das ist eben, sich den Patienten wirklich anzunehmen, ihn wahrzunehmen, ihn, auch wenn wir es im Moment nicht dürfen, im Grunde in den Arm zu nehmen und zu sagen, so, wir kriegen das hier gemeinsam hin.

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