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Seit 1992 ist Dr. Maria do Vale Candeias-Reuther Chefärztin für Anästhesiologie am Immanuel Krankenhaus Berlin am Standort Wannsee, Ende des Jahres geht sie in den Ruhestand. Am Freitag, 15. Dezember, hat sie ihren Abschied gefeiert. Die Kolleginnen hatten den Aufwachraum festlich geschmückt, und alle kamen, um sich zu verabschieden – Kolleginnen und Kollegen aus dem ganzen Haus, Ehemalige und selbst Leasingkräfte machten sich auf den Weg, um persönlich „Auf Wiedersehen“ zu sagen. Es gab viele bewegende Reden, geteilte Erinnerungen und liebevolle Geschenke aller Art, darunter ein „vergoldetes“ und gerahmtes Laryngoskop, ein in der Anästhesie eingesetzter Kehlkopfspiegel.

Dr. Reuther wurde nach der Abschiedsfeier auch bei ihrer letzten Teilnahme an der Sitzung der Krankenhausleitung von deren Mitgliedern gebührend verabschiedet. Geschäftsführer Roy J. Noack würdigte sie als „eine positiv kritische Gesprächspartnerin in allen Fragen der Weiterentwicklung ihrer Abteilung, die immer die Patientinnen und Patienten im Blick hatte".

Als Dr. Vale Reuther am 1. Mai 1992 ans Immanuel Krankenhaus kam, war sie mit gerade noch 34 Jahren die jüngste Chefärztin Deutschlands und eine von wenigen Frauen. Sie war berufen worden, um die Abteilung für Anästhesiologie am Immanuel Krankenhaus für den neuen operativen Bereich am Standort Wannsee aufzubauen. Bis dahin waren Patientinnen und Patienten mit rheumatischen Erkrankungen und mit anderen Erkrankungen des Bewegungs- und Stützapparats dort vor allem konservativ behandelt worden. Los ging es mit anderthalb OP-Sälen, drei wurden es. Zwischenzeitlich war viel Improvisationstalent gefragt.

"Es wurde nie langweilig"

Ihre gesamte weitere Laufbahn, 31 Jahre lang, blieb Chefärztin Reuther dem Immanuel Krankenhaus Berlin treu: „Die Abteilung ist mein Baby, mein Team ist wie eine Familie, und die Arbeit in der Anästhesiologie hat mir immer Spaß gemacht. Es gab immer etwas aufzubauen und weiterzuentwickeln, es wurde nie langweilig“, sagt Dr. Reuther. So sei der Anteil an ambulanten Operationen im Laufe der Jahre genauso gestiegen wie die Regionalanästhesie, die immer öfter die Vollnarkose ersetze oder ergänze. Zudem seien mit dem demografischen Wandel die Patientinnen und Patienten im Durchschnitt immer älter und kränker geworden, der Anteil an demenzerkrankten Menschen gewachsen. „Für sie benötigen wir natürlich eine intensivere Begleitung“, so Dr. Reuther. Umso mehr freut sie sich, dass die Delirquote nach einer OP am Standort Wannsee unterdurchschnittlich ist.

In ihrer Laufbahn hat Dr. Maria Reuther auch erlebt, dass die Anästhesiologie immer weiblicher wurde. In ihrer Abteilung arbeiten heute mit acht Ärztinnen nur Frauen. Alle sind Fachärztinnen. „Die gute Planbarkeit der Arbeit und die gegenseitige Unterstützung haben dabei sicherlich eine sehr große Rolle gespielt“, so die scheidende Chefärztin. Sie ist besonders dankbar für den guten Zusammenhalt und das große gegenseitige Vertrauen in Team: „Wir können uns zu hundert Prozent aufeinander verlassen.“

„Wenn ich gebraucht werde, komme ich"

Spannend an ihrem Fachgebiet findet Reuther die ganzheitliche Betrachtung der Patientinnen und Patienten. „In der Kombination mit dem Fokus auf Anästhesiologie und Schmerztherapie für orthopädische Eingriffe sind wir Spezialisten, die zugleich immer den ganzen Menschen im Blick haben müssen.“ Dabei kamen der Tochter eines spanischen und eines portugiesischen Elternteils neben ihrem medizinischen Fachwissen auch immer wieder ihre Sprachkenntnisse zugute. „Es gibt in Berlin eine große spanischsprachige Community. Es tat diesen Patientinnen und Patienten immer gut, wenn es jemanden gab, mit dem sie sich gut verständigen konnten“, berichtet Dr. Maria Reuther.

Zum Jahreswechsel übergibt Reuther den Chefärztinnen-Staffelstab an ihre Leitende Oberärztin Dr. Karin Weimann. Sie selbst wird künftig weiterhin als Honorarkraft Dienste im OP leisten. „Wenn ich gebraucht werde, komme ich. Ich arbeite gern.“