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Die Diagnose „kolorektales Karzinom“ wird im Laufe des Lebens bei jeder 19. Frau und jedem 15. Mann gestellt. Damit erkranken in Deutschland rund 60.000 Menschen jährlich an Darmkrebs, fast 25.000 Menschen sterben pro Jahr an dieser Erkrankung – und doch ist Darmkrebs immer noch ein Tabuthema über das man erst spricht, wenn es zu spät ist.

Vorsorge und Früherkennung

„Wir wissen, dass die Vorsorge beim Thema Krebs und speziell auch bei Darmkrebs eine sehr wichtige Rolle spielt“, erklärt Dr. med. Kerstin Stahlhut, Onkologin an der Poliklinik und Immanuel Klinik Rüdersdorf und Leiterin des Onkologischen Versorgungszentrums Märkisch-Oderland und des Darmkrebszentrums Rüdersdorf. „Umso früher wir einen Tumor entdecken, umso besser können wir ihn behandeln“, erklärt die Onkologin. Dr. Stahlhut rät deshalb zu regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen, die in Deutschland ab einem Alter von 50 Jahren von den Krankenkassen gezahlt werden. „Auch eine gesunde Ernährung, regelmäßiger Bewegung und, wenn nötig, eine Gewichtsreduktion, können sich positiv auf die Darmgesundheit auswirken. Zudem sollten wir alle auf Zigaretten verzichten und Alkohol in Maßen genießen, um unseren Darm nicht allzu sehr zu fordern.“ Die Spezialistin rät außerdem zur Beobachtung des Stuhls: „Sollte es hier Unregelmäßigkeiten geben, ist Ihre erste Ansprechperson der ambulante Gastroenterologe. Hier werden spezielle Untersuchungen, wie die Darmspiegelung veranlasst und entsprechend nach der Ursache gesucht.“
 

Therapiemöglichkeiten

Doch was, wenn die Diagnose Darmkrebs im Raum steht? Dr. med. Oskar Rückbeil, Oberarzt der Chirurgie in der Immanuel Klinik Rüdersdorf, Koordinator des Darmkrebszentrums sowie Fellow (FEBS) der europäischen Gesellschaft für Koloproktologie, weiß um die Unsicherheiten, mit denen Patientinnen und Patienten zu kämpfen haben: „Die Diagnose Darmkrebs ist zunächst ein Schock, aber wir haben sehr gute Behandlungsmöglichkeiten. Vor allem im Bereich des Rektums haben sich in den letzten Jahren die Heilungschancen weiter deutlich verbessert. Für jeden Betroffenen erarbeiten wir in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz die richtige Behandlungsmethode.“ Er und seine Kolleginnen und Kollegen der Viszeralchirurgie rund um Chefarzt Dr. med. Colin Krüger operieren Betroffene fast ausschließlich robotisch-assistiert. „Wir arbeiten hier in der Immanuel Klinik Rüdersdorf mit dem daVinci®-Operationssystem, das uns als Chirurgen eine sehr präzise, blutungsarme Arbeit ermöglicht“, so Dr. Rückbeil. Dieses System mit seiner zehnfachen Vergrößerung und 3D-Ansicht ist so hochauflösend, dass selbst die feinen Nerven um Darm, Blase und Genitalien für den Operateur gut sichtbar sind und geschont werden können. Auch einzelne Organmetastasen können so minimal-invasiv entfernt werden. Das Ergebnis: Operierte haben äußerlich nur kleine Wunden und Betroffene sind schneller wieder mobil. „Ziel ist immer der maximale Erhalt einer normalen Funktionalität“, erklärt Dr. Rückbeil. „Sollte es doch zu Einschränkungen nach einer intensiven interdisziplinären Behandlung kommen, steht in der weiteren Behandlung die funktionelle Lebensqualität heute sehr im Fokus.“
 

Rehabilitation

Lebensqualität ist auch das, was in der Immanuel Klinik Märkische Schweiz im Fokus steht. Die onkologische Rehabilitationsklinik arbeitet mit Krebserkranken daran, den Alltag wieder möglichst ohne körperliche und psychische Einschränkungen meistern zu können. „Unser Ziel ist es, dass die Menschen gestärkt nach Hause gehen, im besten Fall alles über Ihre Erkrankung wissen und darüber, was sie selbst, Therapeuten und Fachärzte tun können, damit die Nachsorge optimal läuft“, erläutert Prof. Dr. med. Diana Lüftner, Chefärztin der Klink und Onkologin in der Poliklinik und Immanuel Klinik Rüdersdorf.
 

Neue Hoffnung für Betroffene

Auch Prof. Lüftner weist auf die guten Heilungschancen bei Früherkennung einer Erkrankung hin und geht sogar noch einen Schritt weiter: „Neuste Studien haben gezeigt, dass bei zehn bis 15 Prozent der Darmkrebserkrankten eine genetische Veränderung vorliegt, welche die Krebsentstehung begünstigt. Die gute Nachricht ist, dass bei diesen Betroffenen die Tumorzellen durch eine spezielle Immuntherapie reduziert oder teilweise komplett vernichtet werden können. Gehen wir mit dieser Erkenntnis einen Schritt weiter, so könnten wir eines Tages diese genetische Veränderung schon vor der eigentlichen Erkrankung austesten und Betroffene engmaschig überwachen. Die Heilungschancen steigen so noch einmal für diese Patientengruppe.“ Dies zeige aber auch, dass Angehörige von Darmkrebserkrankten die entsprechenden Vorsorgeuntersuchungen ernst nehmen sollten, da eine genetische Ursache und damit eine Vererbung dessen vorliegen kann.

Internationale Forscherinnen und Forscher arbeiten zudem weiter fleißig an neuen Früherkennungs- und Behandlungsmethoden. Die große Hoffnung der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Darmkrebsvorsorge gehört eines Tages zum Leben dazu, wie der regelmäßige Zahnarzttermin. Vielleich ist Darmkrebs damit auch kein Tabuthema mehr.
 

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