„Pflegen mit Herz ist bei uns noch möglich“
Was bedeutet es, als Pflegefachkraft in einem Hospiz zu arbeiten? Wie geht man mit den Herausforderungen um? Welche Unterstützung seitens des Arbeitgebers gibt es? Franka Voß arbeitet im Diakonie Hospiz Woltersdorf und spricht im Interview über ein besonderes Umfeld, pflegerische Kompetenz und flauschige Mitarbeitende.
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Was macht die Arbeit im Hospiz für Sie besonders?
Hier gibt es ganz besondere Momente, die ich vorher in keinem anderen Berufskontext hatte. Etwas Besonderes ist der Faktor Zeit. Nämlich u.a. die Zeit am Bett unserer sterbenden Gäste zu verbringen und ihnen den letzten Weg so angenehm wie möglich zu machen. Wir betrachten den Menschen ganzheitlich. Was muss noch geklärt werden? Was gibt es noch zu tun, damit er in Ruhe gehen kann?
Was sind für Sie die größten Herausforderungen Ihrer Arbeit im Hospiz?
Die Begleitung der trauernden Angehörigen mit all den Konflikten nimmt einen großen Raum ein. Und natürlich immer wieder Abschied zu nehmen, dabei die eigene Balance zu behalten und auf sich selbst aufzupassen - also Selbstfürsorge. Und die ganz alltäglichen Herausforderungen, die jede andere Einrichtung auch hat. Krankheitsausfälle etwa.
Was gibt Ihnen Kraft und motiviert Sie jeden Tag, diese besonderen Herausforderungen im Hospiz und der Palliativpflege zu meistern?
Man muss sich für Menschen und ihre Biografien interessieren und ein tolles Team ist ein großer Halt. Es ist gut, auch privat zu schauen, dass man Kraftquellen hat. Wir sind außerdem eingebettet in eine schöne Umgebung, in Woltersdorf ganz besonders. Wir haben hier viel Natur. Ich habe einen Hund, mache Yoga und pflege meine Sozialkontakte.
Was zeichnet gute Pflege für Sie aus?
Gute Pflege hat vor allem mit Zeit zu tun und das die Rahmenbedingungen stimmen. Unsere Stellenschlüssel sind großzügiger als in Pflegeheimen oder Krankenhäusern. Gute Rahmenbedingungen sind auch, dass ich die Möglichkeiten zu komplementärer Pflege habe. Wir haben Kolleginnen, z.B. in der Musik- oder Kunsttherapie, die unsere Arbeit unterstützen und dem Gast besondere Angebote geben.
Was erwarten Sie von Ihren Mitarbeitenden, Vorgesetzten und Ihrem Team im Allgemeinen und wie definieren Sie gute Zusammenarbeit?
Wir erwarten natürlich fachliche und soziale Kompetenzen in schwierigen Angehörigengesprächen. Nicht selten kommen komplexe Fragen, die beantwortet werden sollen. Mir fallen Begleitungen ein, in denen Angehörige noch nicht bereit sind, dass die Familienmitglieder die letzte Reise antreten. Es ist wichtig, dass Ruhe in die Situation kommt und wir allen vermitteln, dass hier der Gast im Mittelpunkt steht.
Wir bieten auch Supervisionen an. Wir versuchen, eine Fehlerkultur zu leben und offen mit Fehlern umzugehen.
Wenn Sie Ihre Arbeit in fünf Stichworten beschreiben müssten, welche würden Sie wählen?
Herzblut. Besondere Momente. Fachliche Kompetenz. Wohlfühlatmosphäre. Verbindlichkeit.
Gibt es besondere Arbeitsbedingen, die Sie uns mitgeben können? Was macht Ihren Standort für Sie besonders?
In unserem Haus finde ich die Atmosphäre im Zusammenspiel mit der Umgebung besonders schön. Wir haben unseren Standort nahe der Natur, aber auch die Räume sind hell, modern, freundlich und dem Leben zugewandt.
Ein Alleinstellungsmerkmal sind unsere fünf Hühner, die bei uns eingezogen sind und lustig in ihrem Gehege umher stolzieren. Wenn ich zur Arbeit komme, rennen sie auf einen zu und man wird vom ersten Moment an freundlich begrüßt.
Was denken Sie könnte für Pflegekräfte aus anderen Bereichen attraktiv sein, um ins Hospiz und Palliativpflege zu wechseln?
Mir fällt sofort wieder der Faktor Zeit und die Rahmenbedingung ein. Hier haben Hospize fast ein Alleinstellungsmerkmal. Man hat viel Freiraum, seine Arbeit gut selbst zu gestalten. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit unterschiedlicher Berufsgruppen bereichert sehr. Was auch immer wieder Motivation gibt, ist Wertschätzung und Dankbarkeit. Sowohl von Seiten der Gäste als auch von Arbeitgeberseite.
Was zeichnet die Hospize oder die Immanuel Albertinen Diakonie im Allgemeinen als Arbeitgeber für Sie aus?
Wertschätzung wird großgeschrieben. Zum Tag der Pflege, zu Weihnachten sowieso. Wir haben nicht nur einmal im Jahr ein Feedback von der Leitung, sondern mehrfach. Unsere Team-Tage sind toll. Häufig im Jahr merkt man, dass sich überlegt wird, wie unserem Team eine Freude gemacht werden kann.
Fortbildungen, auch die, die über ein Jahr gehen, werden nach Möglichkeit großzügig finanziert. Die Palliativ-Kurse, der Praxisanleiter-Kurs und vieles mehr. Das 13. Gehalt ist auch keine Selbstverständlichkeit. Ein wichtiger Punkt ist die Dienstplangestaltung. Jede:r Mitarbeiter:in darf Wünsche äußern und unsere Pflegedienstleitung versucht, diese auch so umzusetzen.